So, diesmal geht es nicht eine Fahrradtour. Vielmehr hatte ich schon den
längeren geplant, eine Flusswanderung zu unternehmen und zwar mit einem
Paddelboot.
Das Problem besteht darin, dass man für kurze Abschnitte auf deutschen
Flüssen von Kanuverleihern Kanus leihen kann, irgendwo an einem Fluss ins Wasser
gesetzt wird und nach einigen Kilometern vom Endpunkt der Tagestour auch wieder
zum Ausgangspunkt zurückgefahren wird. Bootsvermietungen für längere, also
mehrtägige Touren, habe ich jedenfalls im Internet keine gefunden. Also blieb mir
nur übrig, mir selbst ein solches Paddelboot zuzulegen und zwar aufblasbar.
Inzwischen werden solche Boote auch in der sogenannten Drop-Stich-Technologie
hergestellt, wie man sie von Stand-up-Paddling-Boards kennt. D. h., der Boden
und die Wände des Boots bestehen nicht mehr aus Schläuchen, sondern aus
insgesamt drei ebenen Flächen und zugleich Luftkammern.
Das Ganze sieht
aufgeblasen dann fast wie ein echtes starres Paddelboot bzw. Kajak aus.
Nach langen
Recherchen im Internet habe ich mich dann für das 4,20 m lange Zweier-Kajak
Gobi des Herstellers Wet Elements entschieden. Das Boot wird mit zwei
Sitzen, einer Packtasche, einer Luftpumpe sowie Reparaturmaterial geliefert. Zu
den € 1.200,00 für das Boot selbst kommen dann noch einmal rund € 300,00 für die
beiden Doppelpaddel und diverses Zubehör wie Seesäcke hinzu.
Außerdem habe ich mir noch ein Einmannzelt und eine aufblasbare Isomatte
besorgt.
Geplant hatten wir, d. h. mein jüngerer
Sohn Bastian und ich, die Tour für eine Woche. Da wir keinerlei Erfahrung
hatten, wie weit man an einen Tag kommt, hatten wir ausgehend vom Einsatz in
den Main in
der Nähe von Bad Staffelstein prinzipiell Würzburg ins Auge gefasst. Die Anreise
erfolgte mit dem Zug. Die Packtasche für das Boot mussten wir zu Hause lassen,
denn diese hätte nicht mehr in die kleinen Stauräume im Boot gepasst.
Stattdessen nahmen wir zwei große, doppelte 240 l Müllsäcke.
In den einen Sack
kam das Boot. In den anderen die Paddel, die Luftpumpe und die Sitze. Hinzu
kamen dann noch für jeden von uns zwei Seesäcke. Jeweils der größere für die Bekleidung
und der kleinere für das Zelt mit der kleinen Luftmatratze und dem
Schlafsack. Wir waren
also sehr gut bepackt.
Den schweren Sack mit dem Boot trug mein Sohn, der
glücklicherweise deutlich jünger und kräftiger ist als ich :-).
Die Tour dauerte vom 03. bis 07.07.2021. Der
Streckenverlauf
kann durch entsprechendes Anklicken angesehen
werden, wobei mit
Komoot "nur" Wander -und Fahrradtouren aber
keine Flusstouren geplant werden können. Man denke sich die Wanderstrecke also
einfach auf dem Fluss :-).
1.
Tag: Anreise Göppingen - Bad Staffelstein
Wir hatten
uns ein sogenanntes Quer-durchs-Land-Ticket für rund € 50,00 der Deutschen Bahn
besorgt. Bei diesem Ticket darf man nur Nahverkehrszüge benutzen, d. h. man ist
aufgrund der dadurch bedingten Bummelei recht lange unterwegs. Da wir nur von
Baden-Württemberg nach Franken mussten, war dies aber nicht wirklich ein
Problem.
Bis Nürnberg war auch alles in Ordnung. Dann allerdings ging der Ärger los. Auf
der Strecke Richtung Bamberg hatte sich leider ein Selbstmörder auf die Gleise
geworfen. Die armen Lokführer können einem nur Leid tun. Sie haben keine Chance
solche Unfälle zu vermeiden und leiden meist ein Leben lang darunter. Unser
Problem war, dass sowohl unser Regionalzug nach Bamberg ausgefallen war als auch
diverse ICEs in Nürnberg stecken geblieben waren. Ich hatte dann die
Fahrdienstleiterin auf dem Bahnsteig in Nürnberg gefragt, ob wir angesichts der
Sondersituation ausnahmsweise auch mit dem nächsten ICE nach Bamberg fahren
dürften. Sie bejahte dies. Da hatte ich die Rechnung allerdings ohne die
Schaffnerin des ICEs im Zug gemacht. Diese
erklärte mir nämlich, dass wir mit unseren Ticket mit dem ICE nicht fahren
dürften.
Meinen Einwand, dass die Kollegin in Nürnberg dies aufgrund der
Sondersituation erlaubt hätte, quittierte sie mit der Frage, ob ich mir dies
hätte schriftlich geben lassen. Hatte ich natürlich nicht. Wir kommt auch auf
so etwas?
Das Ergebnis war, dass ich € 70,00 nachzahlen durfte. Ich habe mich
darüber bei der Deutschen Bahn beschwert, aber Sanktbürokratius´ Mühlen der DB
mahlen langsam.
Dafür hat dann ein netter Schaffner in Bamberg dem Zugführer extra eine Minute
angehalten, damit wir völlig außer Atem und schwer beladen den Zug nach Bad
Staffelstein noch erreichen konnten. Rathaus Bad Staffelstein
Am späten Abend am Bahnhof in Bad Staffelstein angekommen, brachte uns ein Taxi zum
Gasthaus Grüner Baum in der Ortsmitte. Ich kenne dieses schöne fränkische
Gasthaus von früheren Radtouren. Es gibt dort leckeres fränkisches Essen und
einfache aber auch preiswerte Zimmer. Meine heiß geliebte, hausgemachte Leberknödelsuppe
im Glas bekam
ich sogar noch, obwohl es schon spät am Abend war.
2.
Tag: Bad Staffelstein - Bischberg 36 km
Am nächsten Tag wurde es
ernst. Das schwere Gepäck wurde wieder ins Taxi verladen und wir fuhren an den
Main nach Unnersdorf. Dort wurde das Boot aufgeblasen. Die Seesäcke
wurden am Bug und am Heck unter die Spritzdecken und den hinteren Sitz gequetscht, ein Seesack kam hinten ins
Gepäcksnetz auf der Spritzdecke, die Luftpumpe vorne ins Netz auf der
Spritzdecke. Man muss, diese Warnung nur an alle, die so etwas nachmachen
wollen, mit dem Gepäck d. h. mit der Kleidung noch mehr sparen als man es von
Fahrradtouren gewöhnt ist. Andererseits ist die Mitnahme der Camping-ausrüstung
fast zwingend. Während man mit dem Fahrrad immer irgendwo, wenn auch manchmal
erst nach etlichen Kilometern, eine Übernachtungsmöglichkeit in der Form eines
Gasthauses oder Hotels findet, ist dies bei Flusstouren bedeutend schwieriger.
Das Startfoto der stolzen „Jungpaddler" musste natürlich sein!
Der erste Einstieg ins Boot war noch eine wackelige Angelegenheit, aber mit der
Zeit bekommt man den Dreh raus. Und los ging's!
Bis zur Einmündung in den Rhein-Main Donaukanal ist der
Main an manchen Stellen noch recht flach. Da der Sommer 2020 aber schon von
Beginn an mit viel Regen vermischt war, hatten wir immer ausreichend Wasser
unterm Kiel und mussten das Boot an keiner Stelle durch flaches Wasser tragen. Zu
zweit gleichmäßig und synchron zu paddeln, muss man auch erst mal lernen, sodass
wir am Anfang auch ein bisschen Zickzack gefahren sind. Davon abgesehen war
es wunderschön, das erste Mal auf dem langsam dahinfließenden Main zu
paddeln.
So etwa alle 7 km gibt es in der Regel Ausstiegsstellen, die mit einem großen
gelben Haken auf einem blauen Schild gekennzeichnet sind. Häufig stehen dort auch
Informationen über in der Nähe liegende Gaststätten etc.
Etwa auf der Höhe von Ebensfeld, so genau lässt sich das nicht sagen, da
man unten auf dem Fluss relativ wenig von der Umgegend sieht, machten wir dann
einen ersten Stopp. Wenn man, so wie ich, nicht im Training ist, jedenfalls
nicht mit den Armen (das bisschen Sportstudio reicht halt nicht :-) ),
dann ist die Paddelei doch ganz schön anstrengend. Meine Fahrradtouren, auch
ohne "E", sind verglichen damit ein Klacks. Die von meinem Sohn vor der Tour
vermuteten zahl-reichen Gaststätten unmittelbar am Fluss gab es übrigens nicht.
Wir sind auf der Strecke einmal in einen großen Badesee abgebogen, um dort
vielleicht einen Kiosk zu finden. Gab es aber keinen! Unverdrossen paddelten
wir, inzwischen allmählich im Training, also weiter. Hin und wieder gab es auch
einige kleinere Stromschnellen, die viel Spaß gemacht haben.
Einige Kilometer
vor der Einmündung in den Rhein-Main-Donaukanal wird der Fluss dann deutlich
tiefer und verwandelt sich in ein fast stehendes Gewässer. Am frühen Abend
fuhren wir in den Kanal ein. Direkt gegenüber der Einmündung lag auf der anderen
Seite eine Anlandestelle. Er stellte sich heraus, dass wir in unmittelbarer Nähe
eines kleinen Dörfchen namens Bischberg, nicht weit entfernt von Bamberg, angelangt waren. Ich ging zu Fuß
in das Örtchen und Juchhuh! Es gab dort tatsächlich den urigen, fränkischen
Brauereigasthof Sonne. Dort gab es nicht nur ein preiswertes Doppelzimmer
sondern eine abschließbare Garage für unser Boot dazu. Mein Herr Sohn, der alte Muckiman, wollte das Boot samt Gepäck am Stück ins Dorf tragen. Das habe ich
aber dankend abgelehnt. Wir haben dann erst das Gepäck zur Gaststätte gebracht
und anschließend das Boot geholt. Der Abend waren ausgesprochen zünftig. Das
hausgebraute Bier war süffig, die Bierkutscherpfanne deftig lecker und die
Mittrinker am Stammtisch schon ziemlich zu, aber sehr gut drauf!
3.
Tag: Bischberg - Haßfurt 30 km
Nach einem kräftigen Frühstück ging es mit dem Gepäck dann zurück an den Kanal
und anschließend wurde das Kajak in dem kleinen Hafen am Kanal wieder zu Wasser
gelassen.
Die Paddelei war an diesem und auch am Folgetag deutlich anstrengender. Kanäle
mit ihren Schleusen sind genau genommen keine Flüsse, sondern eine
Aneinanderreihung von Teichen mit minimaler Fließgeschwindigkeit.
Viel Freude haben allerdings die Schleusen gemacht. Die erste, die Schleuse Viereth, kam schon wenige Kilometer nach Bischberg. Wenn man sich einem
Schleusenbereich nähert, ist dort oft am Ufer eine Telefonanlage, ähnlich den
Notrufsäulen an Autobahnen. Wir meldeten uns also an und der Schleusenwärter
teilte uns mit, dass wir in die große, reguläre Schleusenkammer einfahren sollten. Also fuhren
wir hinter einer Motoryacht in die Kammer ein und hielten uns an eine der
Leitern der Schleusenkammer fest. Nachdem sich das bergseitige Schleusentor
geschlossen hatte, ging es nämlich relativ flott nach unten und man musste
ständig umgreifen. Ja, und dann öffnete sich das talseitige Schleusentor und wir
paddelten mit unserem Miniboot ganz stolz aus der Schleuse raus. Macht einfach
Spaß!
In Eltmann beschlossen wir unsere Mittagspause zu machen. Wir bogen vom
Kanal in einen kleinen Seitenarm ab und vertäuten unser Boot an einem dortigen
Steg. Die direkt am Fluss gelegener Aral Tankstelle hatte leider nichts zu
essen. Also unternahm ich einen kleinen Fußmarsch in den Ort und in einer
Metzgerei gab es leckere Leberkäswecken, die wir anschließend genüsslich auf dem
Steg verspeisten
Kurz nach Eltmann kam die nächste Schleuse, nämlich die Schleuse Limbach.
Hier war die Sportbootschleuse in Betrieb. Das sind kleine „Selfservice-Schleusen".
Die Einfahrt in diese Schleusen ist recht beeindruckend, denn sie liegen direkt
neben dem jeweiligen großen Stauwehr. Unsere Schleuse war gerade mit Oberwasser
gefüllt und offen, sodass man zunächst gut reinpaddeln konnte.
Mein
Sohn stieg dann aus und ging zum Schaltkasten, an dem genau beschrieben ist,
welche Hebel man in welcher Reihenfolge umlegen muss, damit das Ganze
funktioniert. Er hat dann ganz professionell das obere Schleusentor geschlossen
und den unter Wasser liegenden Schieber der unteren Schleuse geöffnet. Der Abstieg geht dann
sehr langsam vor sich. Das ist vermutlich eine Art Sicherheitsmaßnahme, damit
die jeweiligen Amateurschleuser keine Panik bekommen. Am Schluss öffnete mein
Sohn das untere Schleusentor, ich fuhr aus der Kammer raus und er stieg wieder ins
Boot.
Und weiter ging es auf dem
Rhein-Main-Donau-Kanal bis zur Schleuse Knetzgau.
Diesmal war kein Telefon vorhanden, sondern die Telefonnummer des
Schleusenwärters stand einfach an die Kaimauer des Kanals kurz vor der
Schleuseneinfahrt geschrieben. Dieser teilte uns mit, dass die Sportbootschleuse
außer Betrieb sei und wir einfach in die große Schleusenkammer einfahren
sollten. Ansonsten war kein Schiff vorhanden, nicht einmal ein Motorboot. Und so
wurde der Schleusenvorgang in der großen Schleusenkammer allein für unser
kleines Kajak durchgeführt. Das war irgendwie schon ein tolles Gefühl!
Danach war aber dringend eine Pause erforderlich, zumal sich an meiner rechten
Hand im Bereich Daumen/Zeigefinger durch die Paddelei eine wunde Stelle gebildet
hatte. Glücklicherweise gab es kurz hinter der Schleuse wieder eine
Anlandestelle. Die Gelegenheit nutzte ich dann, im Internet im nahen
Haßurt
nach einer Übernachtungs-möglichkeit zu suchen. Seltsamerweise hatten
sämtliche Hotels in Haßfurt und auch in Knetzgau kein Zimmer für
„Eintagsfliegen" frei.
Ich werde da immer etwas misstrauisch, weil ich mich des Verdachts nicht
erwehren kann, dass Einmalübernachtungen ganz gerne abgewimmelt werden.
Stattdessen wurden wir bei den Naturfreunden in Hassfurt fündig. Diese haben
einen kleinen und einfachen, aber sehr schön direkt am Main gelegenen
Campingplatz. Der Campingplatz hat sogar eine offizielle Anlandestelle und der
Platzwart meinte nur, wir könnten uns in Ruhe zwei Plätzchen in der Nähe dort
stehender Gartentische suchen. Kurz bevor wir zur Weiterfahrt Richtung
Haßfurt starteten, ging an der gleichen Stelle ein Schwanenelternpaar mit seinem
Nachwuchs an Land. Für die Truppe waren wohl wir die Eindringlinge und wir
machten beim Einsteigen vorsichtshalber einen großen Bogen um die Familie.
Wenig später kamen wir in Haßfurt am Campingplatz der Naturfreunde
an. Wir bauten unsere Minizelte auf und Bastian wunderte sich, wie klein die
waren. Ich wundere mich nicht, denn ich hatte eine Woche vorher im eigenen
Garten eine Probeübernach-tung gemacht, um auszuprobieren, ob ich mir das in
meinem Alter überhaupt noch antun konnte. Anschließend ging es in das nahe
gelegene Städtchen. Die Innenstadt ist recht schön anzusehen. Die dortige
Gastronomie hatte es allerdings in sich. In dem fränkischen Wirtshaus zum
Fass wurden wir mit der Begründung abgewimmelt, dass angeblich kein Platz
mehr frei sei. Ein, zwei weitere Lokale hatten geschlossen (Corona!). Schlussendlich
landeten wir in der Gaststätte Zum Centgrafen. Es handelte sich um
eine Art besseres Dönerlokal. Der Wirt war freundlich und wir saßen gemütlich in
dem kleinen Biergarten. Auf dem Rückweg nahmen wir noch einen kleinen Absacker
am Hafen zu uns. Dort hatte man eine Strandbar aufgebaut. Auch der zweite Tag
konnte somit nur als gelungen bezeichnet werden. Meistens schien die Sonne und
der im Wetterbericht angekündigte Regen hatte uns bis dato verschont.
4.
Tag: Haßfurt - Schweinfurt 23 km
Auch am nächsten Morgen war es sonnig.
Wir packten die Zelte ein, beluden unter dem regen Interesse der Mitcamper unser
Kajak, ließen es wieder zu Wasser und paddelten los. Mainabwärts war der Himmel
bedrohlich schwarz und wir konnten nur hoffen, dass es sich vor uns ausregnen
würde. Leider nicht!
Kurz nach Obertheres, wir waren gerade unter einer großen
Straßenbrücke hindurch gepaddelt, die uns etwas Schutz hätte bieten können, ging
es los!
Anders als bei meinen Fahrradtouren bestand auf dem Main keine Chance, irgendwo
unter einem Vordach oder ähnlichem Schutz zu suchen. Wir sind dann wild
entschlossen an den Kanalrand unter irgendwelches Gestrüpp gepaddelt und haben
das Unwetter über uns ergehen lassen. Ich hatte glücklicherweise nur die
Badehose und ein Radlershirt an, Bastian blöderweise ein normales
Baumwoll-T-Shirt, das sich entsprechend vollsog. Glücklicherweise gab es dann im
nächsten kleinen Örtchen namens Untertheres eine Anlandestelle. Der Regen
hatte aufgehört. Wir verschnauften dort und Bastian wechselte sein T-Shirt. Mein Radlershirt
war von selbst fast trocken geworden.
Wenig später kam dann die letzte Schleuse unserer Tour, nämlich die Schleuse
Ottendorf. Inzwischen schon routiniert, steuerten wir die die kleine
Sportbootschleuse neben dem Stauwehr an und mussten vor der Schleuse das Boot
festmachen. Vor uns war nämlich irgendjemand als letztes talwärts gefahren. Das
obere Schleusentor war geschlossen und die Schleusenkammer war leer. Mein eigener
Schleusenwärter hat dann routiniert das untere Schleusentor geschlossen und den
Schieber des oberen Schleusentor geöffnet, damit sich die Kammer füllen konnte. Das
Ganze ging aber derartig langsam, dass abzusehen war, dass wir mit dem anschließenden
Abschleusen gut Stunde gebraucht hätten. Das war uns dann, auch im Hinblick auf
das durchwachsene Wetter, zu lange. Kurzentschlossen nahmen wir das Boot raus und
trugen es zu Fuß zum talseitigen Ende der Schleuse. Dort setzten wir das Boot
wieder ins Wasser, luden das Gepäck ein und paddelten weiter. Es stellte sich
heraus, dass dies eine gute Idee gewesen war. Auf dem letzten Stück nach
Schweinfurt fing es nämlich wieder zu regnen an.
Entgegen meiner sonstigen Art, Übernachtungen spontan zu buchen, hatte ich schon
in Haßfurt eine Unterkunft in Schweinfurt gesucht und in der dortigen, direkt am
Main gelegenen Jugendherberge gefunden. So kamen wir, inzwischen hatte es
zu regnen aufgehört, an der Jugendherberge an, die einen eigenen Bootssteg hat. Nach
dem üblichen Coronatest konnten wir dann unser Einzelzimmer beziehen. Das Boot
durften wir in einem nicht genutzten Tagungsraum im Erdgeschoss unterbringen.
Nach dem feuchten Tag war die warme Dusche eine wahre Wohltat.
So erfrischt,
machten wir uns anschließend auf ins Brauhaus am Markt in der Innenstadt.
Dort gönnten wir uns ein richtig leckeres, deftiges fränkisches Abendessen.
Wir beratschlagten, ob wir am nächsten Tag weiterfahren sollten oder nicht. Der
Wetterbericht war nämlich absolut be..... und als nächste Stationen in jeweils
weiteren etwa 30 km Entfernung hätten Volkach und Kitzingen angestanden.
Das
Problem war nur, dass Volkach keinen Eisenbahnanschluss hat, wir also auch bei
schlechten Wetter bis Kitzingen hätten weiterpaddeln müssen. Wir verschoben die
Entscheidung dann auf den nächsten Morgen. Beim Frühstück, der Wetterbericht
war immer noch miserabel, beschlossen wir die Tour in Schweinfurt zu beenden.
Wir packten unser Boot ein, ließen uns mit dem Taxi zum Bahnhof bringen und fuhren
nach Hause nach Göppingen. Es stellte sich heraus, dass die Entscheidung
goldrichtig gewesen war. An diesem Tag ging über Franken ein fürchterliches
Unwetter nieder. In Volkach war das dortige gleichnamige Bächlein namens Volkach
über die Ufer getreten und in anderen Orten Frankens sah es noch schlimmer aus.
Es war eben dieser Sommer, bei dem einige Wochen später das halbe Ahrtal von dem
dortigen Flüsschen weggespült wurde.
Es waren also leider nur drei Tage, aber
diese drei Tage waren ein richtiges Erlebnis und es war einfach auch toll, mit
meinen Sohn eine richtige Männertour durch die Natur, diesmal nicht wie vor
vielen Jahren mit dem Fahrrad, sondern mit dem Boot gemacht zu haben. Wir haben
uns beide vorgenommen, nächstes Jahr auf einem anderen Fluss, der auch etwas
mehr fließt, einen neuen Versuch zu starten
Tja und das war also
unsere Paddeltour auf dem Main.
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